Am 24. Januar 2014 war es soweit. ATB a.k.a. André Tanneberger hat sein neues Album Contact veröffentlicht. Erschienen ist es auf Kontor-Records, somit dem größten deutschen Dance-Label.
Die knapp 3 Stunden Spielzeit des Albums bekommt man schon für 10€ bei Amazon als MP3 Download. Das Preis zu Quantität-Verhältnis scheint somit schon mal ganz ordentlich zu sein. Ob es qualitativ auch mithalten kann, haben Gimbal & Ich (Sinan) mal genauer untersucht.
Genremäßig ist das Album sehr deutlich strukturiert. Die ersten 14 Titel bewegen sich im Progressive-House Segment inklusive vieler Vocal Features. Danach folgen 12 weitere Songs die sich stark in Richtung Chill-Out und Ambient bewegen. Den Schluss des Albums bilden dann weitere 7 Tracks, wobei sich darunter Remixe und Live Versionen der oberen Titel befinden.
Die Stimmung des Albums bleibt sich weitestgehend treu und könnte als leicht melancholisch, verträumt oder auch schwebend beschrieben werden. Positiv überrascht haben uns vor allem die Ambient & Chill Out Songs. Hier sehen wir definitiv die Stärken eines André Tanneberger. Viele Songs sind nicht sofort greifbar, sondern brennen sich einem erst nach mehrmaligem Hören tiefer ein.
Grundsätzlich begrüßen wir solche Musik, da Ermüdungserscheinungen so länger auf sich warten lassen und man das Album auch nach mehrmaligem durchhören noch nicht satt hat. Für die allgemein bekannten Radiostationen, welche für gewöhnlich schnelllebige und leicht zu verdauende Popmusik bevorzugen, sind diese Tracks eher nichts. Mit einer gesunden Fanbase von mehrere Millionen Fans weltweit, dürfte sich ATB aber ohnehin mehr auf seine direkten Fans fokussieren, als den Wert darauf zu legen, unbedingt im Radio gespielt zu werden.
Dies bringt uns nun zu einem unserer wenigen, aber leider umso schlimmeren Kritikpunkte des Albums. Die Klangqualität, welche ATB, diverse Mastering-Ingenieure und das Label Kontor seinen Kunden bietet, ist absolut unterirdisch. Wie oben erwähnt, kann ich mir nur schwer vorstellen, dass ein Großteil der Songs jemals im Radio gespielt wird. Wieso man dennoch beim Mastering des Albums mit allen erdenklichen Mitteln durchgesetzt hat eine maximale Lautheit zu erreichen ist mir völlig schleierhaft.
Produktionen auf Kosten der Klangqualität nur noch auf reine Durchsetzungskraft - laut - zu mastern, machen im Grunde nur unfähige Marketingmenschen um im direkten Vergleich zu anderen Artists (z.B. Im Radio) nicht leise zu wirken.
Was ATB mit seinem Album Contact seinen Fans an Klangqualität bietet, ist eigentlich nur noch beschämend. Jeder Fan, der das Album nicht auf seinem Laptop oder den 5€ In-Ear Kopfhörer hört, wird schnell merken, dass der Klang außer Laut zu sein, nicht viel bietet. Bassdruck gibt es so gut wie keinen, durch die Verwendung von enormer Kompression und Limitierung sind nahezu alle Elemente innerhalb eines Songs gleichlaut und somit in ihrer Wirkung völlig flach. Gerade die ersten 14. Titel des Albums sorgen durch einen aggressiven Hochtonbereich schnell für Stress und Ermüdung des Ohres.
Mir ist bewusst, dass viele Zuhörer und Fans nicht so differenziert hören können wie ich, als Musikproduzent, Mixdown- & Mastering-Engineer. Ich gehe aber davon aus, dass ein ATB und Mitarbeiter bei Kontor Records sehr wohl wissen und hören, was sie zum Verkauf anbieten.
André Tanneberger hat mit Contact ein musikalisch schönes Album veröffentlicht, in das sicherlich einiges an Zeit und Arbeit investiert wurde. Es ist einfach nur schade, dass diese Arbeit sehr wahrscheinlich niemals in seiner wahren Qualität zu hören sein wird.